Nach dem positiven Votum des griechischen Parlaments für den zweiten Bail-out ist die griechische Jugend aufgewacht, und trotzdem ist Griechenland noch in der Eurozone. Griechische Entscheidungsträger behaupteten feierlich, sie hätten das Land vor dem Kollaps gerettet und eine verantwortliche Entscheidung getroffen, während einige von ihnen, so wird gemeldet, in den Pausen zwischen den ziemlich anstrengenden Reden verantwortungsvoll im Parlamentscafé ein Fußballspiel schauten.
Griechenland und Europa retten
Dennoch müssen wir anerkennen, dass sie auch viele andere Dinge erreicht haben. Sie haben das Zentrum von Athen vor dem sogenannten „Schwarzen Block“ geschützt (NUR 45 in Brand gesteckte Häuser), sie haben die Ordnung in anderen großen Städten gesichert (Unruhen und Sachschäden NUR in Korfu, Kreta, Thessaloniki, Agrinio, etc.), aber zumindest haben sie öffentlich die Sorgen der Bevölkerung nachvollzogen und nachempfunden. „Wir empfinden tiefstes Mitgefühl mit den Sorgen und Schmerzen der griechischen Bevölkerung“, hat die Regierung so verantwortungsvoll hervorgehoben.
Außerdem haben die griechischen Entscheidungsträger die durchaus gängige Jugendarbeitslosigkeitsrate von NUR 46,6 % auf einem stabilen Niveau halten können. Ihnen gebührt zudem besondere Ehre, da sie sich entschieden haben, jenen bösen Pensionären die Rente zu streichen, die während des zweiten Weltkriegs für ein demokratisches Europa gekämpft haben, um die Einkünfte des Staates zu erhöhen und so die Finanzmärkte zu beruhigen. Hier sollte man klarstellen, dass das zweite Vorhaben Ergebnis der ungenügenden Umsetzung des ersten ist. Die griechische Regierung hat die Privatisierung staatlicher Einrichtungen (wie sie das erste Rettungsprogramm vorgesehen hat) nicht weiter vorangetrieben, aus Angst, die Bindung zu ihren Partisanen zu verlieren.
Es ist auch klar, dass es ein ziemlich guter Schachzug der Politiker war, ihr eigenes Einkommen nicht anzurühren, denn jeder weiß, dass diese Menschen viele Ausgaben haben. Auch verfügen die Politiker immer noch über Immunität, solange die Justiz den vielen politischen Skandalen blind gegenübersteht.
„Dänemark Südeuropas“ - Befreiung aus Platons Käfig
Im Wählkampf versprach unser ehemaliger Premierminister Georgios Papandreou, Griechenland zu einem „Dänemark des Südens“ zu machen. Vor ein paar Monaten garantierte er öffentlich, dass in jeder griechischen Familie mindestens ein Beschäftigter zu finden sein wird. Das ist mal ein Vorhaben!
Fast neun Monate nach seiner Wahl bat er den IWF um Hilfe. Typischerweise kündigte er das Rettungsprogramm während des Besuches auf einer kleinen griechischen Insel an.
Den Entscheidungsträgern in Europa kam die Verwicklung des IWF in der Eurozone sehr logisch vor (siehe unten für die Konsequenzen dieser Akzeptanz*). Ein ehemaliger griechischer Premierminister behauptete vor einigen Wochen während einer öffentlichen Rede in Deutschland, dass „diejenigen, die Pleite gehen, schlechte Unternehmer sind“, die ihre Steuern nicht bezahlt haben. Also: 2/3 aller Griechen sind schlechte Unternehmer oder ist der griechische Staat unfähig, die Steuerhinterziehung zu bekämpfen? Der Vizepräsident der Regierung hat vor kurzem dargelegt, dass wir „das Geld [gemeinsam] ausgegeben haben […] nicht nur die Politiker“.
Ich würde sie gerne daran erinnern, dass es im Wesen der Wahl von Abgeordneten in ein Parlament liegt, dass diese für die Orientierung des Landes mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn eine Nation korrumpiert ist, ist ein Entscheidungsträger verpflichtet, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Deshalb wird man gewählt, um Vorbild zu sein und die Masse ans Licht zu führen. Genau wie bei Platons Käfig, die Wissenden sind moralisch dazu verpflichtet, die angeketteten Massen aus dem dunklen Käfig zu befreien und sie an die Sonne des Wissens und der Wahrheit zu führen. Wahrscheinlich bedarf es einer Neupostulierung antiker griechischer Philosophie an den Universitäten innerhalb und außerhalb Europas.
Das Wunderbare und Beispiellose ist das Ergebnis dieser Spaßmaßnahmen. Im Jahr 2020 wird unsere Staatsverschuldung 120% unseres BIP betragen, also die Verschuldungsrate vom Stand vor Beginn der Krise! Was für eine exzellente Politik, unbeschreiblich.
Die Resultate der Sparmaßnahmen des Neuen Europas in Rompuys „Annus Mirabilis“ 2012!
Spanien: 49,6%, Griechenland: 46,6%, Slowakei: 35,1%, Litauen: 31,1%, Portugal: 30,7%, Italien: 30,1%, Irland: 29,3%, Polen: 27,8%, Frankreich: 23,8%
Das sind die Arbeitslosenquoten für Jugendliche in der EU und gleichzeitig die bittere Realität. Auf dem letzten außerordentlichen EU-Gipfel für „Wachstum und Jugendarbeitslosigkeit“ sahen wir keinerlei Maßnahmen für die Schaffung von Wachstum und Arbeitsplätzen. Wir blieben bei der theoretischen Initiative, die europäische Jugend nach vorne zu bringen. Dennoch wurde uns gesagt, dass wir es sind, die der Krise begegnen müssen, dass wir die Gefahr des Moments begreifen müssen und vor allem, dass wir uns den neuen Arbeitsregelungen anpassen müssen. Was soll das denn genau heißen?
Dieser Text ist so ironisch wie die Realität. Unsere Generation muss für die unumkehrbaren Fehler vergangener Generationen die Rechnung tragen. Doch was kann unser Ziel sein? Für welche Idee sollen wir kämpfen?
Ihr größter Fehler: Sie haben junge Menschen ausgebildet
Als junge Leute sollen wir nach wie vor optimistisch sein. Unsere Politiker haben einen riesigen Fehler gemacht: In all diesen Jahren ließen sie uns einander kennen lernen, Ansichten und Erfahrungen austauschen, und vor allem, gemeinsame Träume für unsere Zukunft kreieren. Das gemeinsame Ziel ist die Schaffung einer neuen Idee, einer Idee, die offensichtlich für vorherige Generationen nicht zugänglich ist. Diese Idee ist ein föderales, demokratisches, wohlständiges und gleiches Europa, welches nicht von Anspüchen der internationalen Finanzmärkte geleitet werden wird und den Anblick verzweifelter Rentner, die in den Straßen ihrer Hauptstädte weinen, nicht akzeptieren wird.
Das Wesen eines Staates (...zumindest hier in Europa) wird anhand dessen Behandlung gegenüber alten und jungen Menschen bewertet. Ihr Modell ist gescheitert. Sie haben die Kontrolle über die „spontane Ordnung“ verloren, und jetzt wird die Politik vom Appetit der Finanzmärkte geführt.
Unsere Idee wird ein wirklich neues Europa sein müssen, mit einer demokratisch gewählten Regierung und charakterisiert durch innereuropäische Solidarität. Lasst uns ehrlich sein: Sie können die Solidarität nicht nachvollziehen, die wir, als junge Leute, zwischen uns erkennen. Ihre Solidarität ist wählerisch und misst mit zweierlei Maß. Wie Mario Monti sagte, „der Euro sollte uns vereinen und nicht im Kollaps der Eurozone enden“.
Das ist nicht das Europa, das Zeus sich genommen hat. Wir brauchen entweder einen neuen Zeus (eine echte europäische Führungspersönlichkeit) oder den alten Zeus, um uns das Europa zurückzubringen, das uns in der Nachkriegszeit versprochen wurde.
1. Am 21. Februar 2012 um 12:16, von Laetus Als Antwort Hey Zeus, du hast das falsche Europa genommen!
Anstatt sachlich über die ökonomischen Ursachen der Eurokrise zu diskutieren, wird hierzulande immer wieder über die inkompetenten Südeuropäer hergezogen. Daniel Ben-Ami über die Verantwortung Deutschlands, seiner Banken und einer von Grund auf fehlerhaft konstruierten Eurozone http://bit.ly/AnOi6p
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