Einige Jahre bevor der in Kürze anstehende „ Europäische Tag des Gedenkens an die Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus“ eingeführt wurde, gab es in Sachsen eine heftige Diskussion um ein neues Gedenkstättengesetz.
Bereits an diesem Beispiel zeigt sich, mit welch großem Taktgefühl das Gedenken an Nationalsozialismus und Kommunismus behandelt werden muss. Dieses Taktgefühl ist notwendig, gleichzeitig blockiert es aber auch manches. Erkennbar ist dies am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma:
Dass es den Autoren der „ Prager Erklärung“, welche den „ Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer für Nationalsozialismus und Stalinismus“ vorschlugen an Fingerspitzengefühl nicht mangelte, darauf lässt schon der sperrige Name schließen. Gleichwohl hat dieser Tag im Europäischen Haus nicht nur Freunde. Kann man Stalinismus und Nationalsozialismus gleichsetzten, diese Frage drängt sich an jenem Tag auf. Die Diskussion über die Singularität des Holocaust lässt sich an dieser Stelle aus Platzgründen nicht führen, aber im Kern geht es darum. Die Kritiker der Prager Erklärung, wie Efraim Zuroff, warfen der Prager Erklärung vor „ sie relativiere den Holocaust und seine einzigartige Bedeutung für die Weltgeschichte.“.
Vielleicht ist dieser Tag aber genau wegen dieser Diskussionen sinnvoll. Der 2. Weltkrieg wird auch als Weltanschauungskrieg bezeichnet. Das 20 Jahrhundert war geprägt von der Auseinandersetzung zwischen Ideologien. Und diese Auseinandersetzung forderte Opfer. Davon war das 20. Jahrhundert der meisten Europäer geprägt.
Wer Europa weiterbringen will, der muss Gemeinsamkeiten stärken. Und zu den Gemeinsamkeiten, wenn auch zu den traurigen, gehört das gemeinsam erlittene Leid der Europäer im zweiten Weltkrieg. Daher auch der 23. August, der Tag an dem der „ Hitler Stalin Pakt“ geschlossen wurde. Dieser Tag erlaubt es den meisten Europäern zu gedenken. Die meisten Länder, nur wenige wie die Schweiz oder Schweden waren nicht beteiligt, waren am 2. Weltkrieg beteiligt. Aber auch die neutralen Staaten wie Schweden kamen mit dem 2. Weltkrieg und seinem unendlichen Leid in Berührung. Der 23. August ermöglicht es, ohne das meiner Meinung nach singuläre Verbrechen des Holocausts zu relativieren, Juden und vertriebenen Ostpreußen zu gedenken. Unter dem weiten Dach der Begriffe“ Nationalsozialismus und Stalinismus“ hat viel Leid Platz. Das klingt vielleicht makaber, aber es war so. An diesem Tag können die aus Ostpolen vertrieben Polen zusammen mit denen gedenken die aus jenen Häusern vertrieben wurden, in die sie verschickt wurden.
Meiner Ansicht verbirgt sich an diesem Tag eine Chance für Europa. Nämlich dann wenn man diesen Tag nicht mit Diskussionen überfrachtet, sondern den Menschen die unter Nationalsozialismus und Stalinismus litten eine Erinnerung widmet. Daher schließe ich mit den Worten der Frauen von Ravensbrück, in der Hoffnung das am 23. August jemand an sie denkt.
Kommentare verfolgen: |