Glaubt man den offiziellen Aussagen, haben die Regierungen der Union, immer häufiger zu Gipfeltreffen versammelt, zunächst Griechenland und dann Irland vor dem Bankrott gerettet. Das Lauffeuer wurde durch Garantien der Staaten und des IWF gelöscht.
Ein ständiger Krisenmechanismus, der 2013 in Kraft treten wird, wurde nach einigem Rumdoktern am Lissabonvertrag eingerichtet. Ein Dammbruch wird mit Klebeband zu kitten versucht.
Seit zwei Jahren geht es immer wieder nach dem gleichen Schema weiter. Inklusive der beschwichtigenden Ankündigung des zukünftigen Wachstums für das Jahr 2010 – heute natürlich für das Jahr 2011! Wo das Wachstum in Frankreich 2010 durchschnittlich 0,5% betrug, hatte sich die Regierung doch 1,6% erhofft. Die Zahlen sind schlechter im südlichen Europa und stagnieren in Großbritannien.
Die Rede vom Aufschwung ist praktisch aus den Medien verschwunden! Bald bleibt den offiziellen Stimmen nur noch ein bevormundender Appell an uns „Bürgerkinder“ zum nationalen Zusammenhalt.
Haben sie Europa zumindest auf kurze Sicht gerettet?
Konnten die Rettungsschirme mit dem gleichzeitigen allgemeinen Sparprogramm die Märkte, also die Kapitalgeber, beruhigen? Auf den ersten Blick ja. Die Zinsen auf Staatsschulden haben sich von ihrem historischen Hoch erholt (Portugal, Spanien, Italien und Belgien stehen in der ersten Reihe). Wir haben uns ein Stückchen vom Abgrund entfernt, dem wir im Dezember ins Auge schauen durften.
Und doch hat es die Ankündigung des Rettungsbeirats für Irland an einem Sonntagabend, dem 28. November, nicht über den Ärmelkanal oder die Irische See hinübergeschafft, sondern ist mit einem Plumps versunken. Die Märkte haben am nächsten Tag eindeutig reagiert: die Börsen sind auf den Abgrund gefallen.
Ein windstiller Dienstag war notwendig um mittwochs endlich wieder durchatmen zu können. Was passierte zwischen der Ankündigung der Rettung und dem Niedergang?
EZB gibt Geld
Erstens hat die Europäische Zentralbank (EZB) durch ihr Eingreifen die Märkte beruhigen können. Durch die Anwendung so genannter „nicht konventioneller Methoden“ hat sich die EZB wie die Federal Reserve in den USA verhalten und Geldbestände aufgekauft. In Form von Staatsanleihen (wodurch Einfluss auf die langfristigen Zinsen genommen wird) oder in Form von Anleihen, die von Unternehmen oder Banken ausgegeben wurden.
Anders ausgedrückt hat die EZB die Notenpresse angeworfen, was ihren durch deutsche Doktrin diktierte Statuten komplett widerspricht: die Preisstabilität. Diese Entscheidung hat zu heftigem Streit im Direktorium der EZB geführt. Eine deutsche Fraktion stand einer südlichen Fraktion gegenüber und hat der Unsicherheit über die zukünftige Handlungsrichtung freien Lauf gelassen.
China gibt Kredite
Zweitens – und das ist sicher die größte Neuigkeit des Jahresendes, wenn nicht gar des letzten Jahrzehnts – hat die Volksrepublik China die Märkte beruhigt, indem sie angekündigt hat, die irischen Schulden aufzukaufen, nachdem sie das Selbe bereits bei den griechische Schulden getan hatte. China allein hält das weltweite Geld-, Banken- und Finanzsystem flüssig. Anfang 2011 steht der Staat nun davor die portugiesischen und spanischen Schulden aufzukaufen.
Die Europäer scheinen immer noch unfähig, sich wie erwachsene, verantwortungsbewusste Menschen zu verhalten. Passiv und scheinheilig beobachten sie besorgt die Währung, die sie geschaffen haben und von der heute Millionen von Bürgern abhängen. Letztere fordern eine Vision für die Zukunft.
Wie lange wird China noch die Rolle des unverhofften Weihnachtsmanns spielen? Sicher nicht auf Ewigkeit, wenn auf die internationalen Forderungen der Volksrepublik nicht eingegangen wird. Seit zwei Jahren fordert China auf jedem G20-Gipfel eine vollständige Reform des Weltwährungssystems. Ein Währungskorb, der Euro, Yuan, Rubel und Yen beinhaltet, soll das Gleichgewicht sicherstellen.
Der Dollar würde damit seinen Status als Leitwährung, ein Privileg, das die Amerikaner bis zum Letzten verteidigen werden, verlieren. Während wir auf den nächsten Rückschlag warten, bleibt uns nichts anderes, als darauf zu hoffen, dass jeder Tag Weihnachten ist!
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