Als Donald Trump erstmals von „Fake News“ sprach, stand plötzlich die Frage im Raum: Lügen die Medien etwa? Die Rede von „alternative facts“, also alternativen Fakten, stellte jedoch nicht nur die Frage, ob Journalist*innen objektiv arbeiten, sondern viel mehr, wie objektiv Journalist*innen arbeiten können. Im deutschsprachigen Raum etablierte sich rasch der Begriff „Lügenpresse“: Populist*innen und Rechtsaußen-Parteien schimpften auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auf etablierte Tageszeitungen.
Seitdem sind wir weit gekommen. Der Begriff „Fake News“ gerät allmählich in Vergessenheit: Zu sehr ist er davon geprägt, dass jene Populist*innen ihn nutzen, um das Gedankengut Andersdenkender für unwahr zu erklären. Zugleich haben viele Journalist*innen es geschafft, die Diskussion zu nutzen, um Impulse für ihre Arbeit zu gewinnen: Sie haben versucht, transparenter zu werden, objektiver zu arbeiten oder auch offener und reflektierter mit ihrer eigenen Subjektivität und den Grenzen ihrer eigenen Objektivität umzugehen.
Der Diskurs um Desinformation kam jedoch aus noch einer Richtung: Ein Team der Universität Oxford konnte aufzeigen, dass allein im Jahr 2018 mehr als 70 Länder Opfer von organisierten Desinformationskampagnen wurden. Twitter-Bots mischen ebenso fleißig mit wie fadenscheinige Webseiten. Facebook-Posts werden geteilt, ohne dass sie überprüft wurden, und YouTube-Videos brechen Rekorde, obwohl sie sichtbar manipulierte Inhalte zeigen. Um den Ausgang von demokratischen Wahlen zu beeinflussen, einzelnen Bevölkerungsgruppen und Minderheiten zu schaden oder Regierungen und Unternehmen in ein positiveres Licht zu rücken, werden Unwahrheiten in rasante Umlaufbahnen geleitet.
Gerade deshalb darf Desinformation kein Tabu-Thema sein, von dem wir uns abkehren, weil der Diskurs um „Fake News“ in erster Linie von rechtsaußen angeheizt wurde. Viel mehr sind beide Richtungen, aus denen die Diskussion entwuchs, Anlass dafür, sich offen und kritisch mit dem Dreiklang aus der journalistischen Arbeit von Redakteur*innen, der (politischen) Bildungsarbeit von Schulen und außerschulischen Akteur*innen sowie dem eigenen Medienkonsum zu beschäftigen.
Wir haben noch viel zu tun. Wir müssen eine junge ebenso wie eine ältere Generation fit machen für eine Welt, in der sich jede Art von Information rasend schnell verbreitet und ebenso schnell aufgefunden werden kann. Vor allem müssen wir aber miteinander reden: Wir müssen anerkennen, dass die Veränderungen, die unsere Medienlandschaft gerade durchmacht, unzählige Vorteile bieten, uns aber eben auch vor Herausforderungen stellen. Und diese gilt es auszudiskutieren.
Zur Themenwoche!
Montag: FAQ - Was ist diese Desinformation?
Dienstag: FAQ - Was macht Desinformation mit uns?
Mittwoch: Bildung - Kann man Medienkompetenz lernen?
Donnerstag: Medienkonsum - Finden wir uns in den Medien zurecht?
Freitag: Journalismus - Was müssen wir noch lernen?
Samstag: Recap - Wie denken wir über Desinformation?
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