Schon lange vor dem neuerlichen internationalen Medieninteresse haben aber die 6.537 Bewohner der südlichsten Insel Italiens ihre Großzügigkeit gegenüber den Migranten gezeigt: Auf das Jahr 1992 geht nämlich die erste Landung von Flüchtlingen – damals 71 Maghrebiner – zurück. Seit damals wurden mehr als 400.000 Personen auf Lampedusa aufgenommen, rund 15.000 dagegen sind kurz vor der Rettung ums Leben gekommen. Den Menschen, die ihre Flucht nach Europa nicht überlebt haben, hat der italienische Künstler Mimmo Paladino im Jahre 2008 das Denkmal „Das Tor von Europa“ gewidmet. Überall auf dem fünf Meter hohen Tor, welches sich auf einem Felsvorsprung im Südosten der Insel befindet, sind von Flüchtlingen verlorene Gegenstände zu erkennen. Das Zeigen persönlicher Objekte ist ein roter Faden, den man auch in der Dauerausstellung „PortoM“ des einheimischen Kulturvereins Askavusa wiederfinden kann. Gegenstände von Kleidung über Töpfe und Trinkgefäße bis hin zu religiösen Schriften und Schmuck haben die ehrenamtlichen Mitglieder des Kulturvereins in einer Felsengrotte in der Hauptstadt Lampedusas ausgestellt.
Widersprüchlich - oder sogar grotesk - mag es klingen, aber Lampedusa nicht nur ein Flüchtlings-, sondern auch ein Urlaubsziel. Die größte der italienischen Pelagischen Inselnim Mittelmeer rühmt glasklares Wasser und strahlend weiße Sandstrände, welche einem karibischen Paradies in nichts nachstehen. Ein Beispiel davon ist die Isola dei Conigli – zu Deutsch: Kanincheninsel –, die im Jahr 2013 von den Nutzern der Touristikwebseite TripAdvisor zum schönsten Strand der Welt gewählt wurde. Trotz ihres Namens befinden sich auf der kleinen Insel keine Hasen. Wie man es auf einer englischen Seekarte des 19. Jahrhunderts lesen kann, wurde die Insel ursprünglich „Rabit Island“ genannt. Die Übersetzung ins Italienische erschloss sich aus dem Englischen, obwohl es heutzutage wahrscheinlicher ist, dass der Name „Rabit“ eigentlich aus dem Arabischen kommt, auf das so viel wie „Verbindung“ bedeuten würde. Eine solche Verbindung kommt nämlich zustande, wenn zuweilen eine sandige Landbrücke zwischen der Isola dei Conigli und Lampedusa entsteht. Das letzte Mal entstand dieses Phänomen im Jahr 2008; von Lampedusa bis zur Isola dei Conigli kann man aber jederzeit spazieren, da die 30 Meter lange Strecke ein Wassertiefe von nur 30 bis maximal 150 Zentimeter hat. Zwischen Mai und August legen die vom Aussterben bedrohten Karettschildkröten auf der Kanincheninsel ihre Eier ab und vergraben sie im warmen Sand. Daher wurde das kleine Eiland im Jahr 2002 unter Naturschutz gestellt, und ist seitdem Teil des Naturschutzgebiets, welches seit 1995 den Bestand der ganzen Insel Lampedusa bewahrt. “Schwimmbad Gottes” hatte Domenico Modugno die Kanincheninsel genannt. Dem italienischen Sänger, dessen Lied „Nel blu dipinto di blu“ immer noch ein internationaler Hit ist, lag die Insel Lampedusa besonders am Herzen. Und sicherlich hätte er sich für seinen Tod nichts anderes gewünscht, als das, was 1994 wirklich geschah: Bei Sonnenuntergang in seiner geliebten Villa vor dem himmelblauen Wasser der Isola dei Conigli sein Leben zu lassen.
Was das Klima betrifft, ist es auf der Insel Lampedusa das ganze Jahr mild. Die Temperaturen sind im Januar und Februar mit einem Durchschnitt von 13 °C am kältesten, im Juli und August können sie hingegen die 40 °C erreichen, dazu wird es aber auch angenehm windig. Baden kann man von Mai bis Oktober. September ist in jeder Hinsicht der beste Monat: Das Wetter ist noch warm und sonnig, es gibt kaum Touristen, das Meer ist ruhig und alles viel billiger.
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