Gastbeitrag von Manfred Weber: Unterstütze InterRail-Vorschlag

Warum jeder EU-Bürger zum 18. Geburtstag ein InterRail-Ticket bekommen sollte

, von  Manfred Weber

Gastbeitrag von Manfred Weber: Unterstütze InterRail-Vorschlag
„Die Initiative könnte von unterschiedlichen Aktionen und Projekten begleitet werden, die europäische Regionen und Städte anstoßen, um die jungen Reisenden zu einem Besuch zu ermuntern.“ - Manfred Weber im exklusiven Gastbeitrag bei treffpunkteuropa © Manfred Weber, zur Verfügung gestellt für treffpunkteuropa.de

Unsere Autorin Marie Menke äußerte sich in der vergangenen Woche skeptisch über das Projekt der Europäischen Kommission, jedem 18-jährigen in der Europäischen Union ein freies Interrailticket zu schenken. Der Vorsitzende der christdemokratischen EPP-Fraktion im Europaparlament Manfred Weber ist dagegen begeisterter Verfechter dieser Idee und legt daher auch als Antwort zu unserer Autorin heute seinen Standpunkt dar.

"Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie ich vor 40 Jahren mit meinem Cousin zu unserem ersten InterRail-Trip aufgebrochen bin. Wir haben in 31 Tagen 20 Städte in insgesamt 12 Ländern bereist. Diese Reise hat mich nachhaltig geprägt und mir vor Augen geführt, was wir an Europa tatsächlich haben.“ „Wir waren von dieser Erfahrung überwältigt und werden niemals vergessen wie es sich anfühlt, wenn man auf Reisen ein Stück Heimat findet.“ Diese Aussagen sind nur zwei von mehreren hundert, die mir Bürger aus ganz Europa in den letzten Tagen zugeschickt haben. Sie alle sind begeistert von der Idee, Europas Jugendlichen zum 18. Geburtstag ein InterRail-Ticket zur Verfügung zu stellen. In Zeiten, in denen es die Menschen immer schwieriger finden an Europa zu glauben, werde ich von positiven Rückmeldungen regelrecht überflutet.

Nicht erst seit der Flüchtlingskrise und dem Brexit-Votum wollen Populisten von rechts und links in Europa neue Grenzen aufbauen. Umso wichtiger ist es, dass die europäischen Jugendlichen den Kontinent selbst erfahren und erleben können. Meine Fraktion hat deshalb die InterRail-Initiative ins Plenum eingebracht. Schließlich besteht die Gemeinschaft nicht nur aus Paragraphen und Verordnungen, sondern es geht auch darum die Menschen zusammenzubringen und sie zu begeistern.

Die Idee hinter dem Vorschlag ist einfach: Reisen erweitert den Horizont. Wer Leute aus anderen Ländern trifft und Zeit mit ihnen verbringt, vergisst seine Vorurteile und Egoismen. So entsteht ein gemeinsamer Erfahrungsschatz, der die Menschen enger miteinander verbindet als dies durch andere politische Maßnahmen jemals gelingen kann.

Es steckt aber noch mehr Potential in der InterRail-Initiative. Die Initiative könnte von unterschiedlichen Aktionen und Projekten begleitet werden, die europäische Regionen und Städte anstoßen, um die jungen Reisenden zu einem Besuch zu ermuntern. Vom Sprachenlernen, von kulturellen und neuen sozialen Aktivitäten profitieren sowohl die jungen Reisenden als auch die gastgebenden Städte. Letztendlich sind der Kreativität hierbei keine Grenzen gesetzt.

Darüber hinaus zeigen aktuelle Zahlen, dass ein InterRail-Ticket eine gute Investition in die Zukunft tausender junger Europäer wäre. Die Fakten sprechen für sich: Über ein Drittel der jungen Menschen hat noch keine Freunde in benachbarten Ländern, fast ein Viertel der europäischen Jugendlichen spricht noch keine Fremdsprache. Aber jeder sechste würde eine andere Sprache lernen wollen, wenn er die Möglichkeit hätte dafür ins Ausland zu reisen. Ein InterRail-Ticket zum 18. Geburtstag würde all diesen Europäern die Möglichkeit geben, neue Freundschaften zu schließen und sich persönlich sowie sprachlich weiterzubilden.

Insofern kann mitnichten die Rede davon sein, für das Projekt werde Geld aus dem Fenster geworfen. Im Gegenteil: Wir würden damit einen wichtigen Beitrag zur Bildung der europäischen Jugend leisten. Und bevor wir neue Ideen zur Jugendförderung mit dem Totschlagargument „Geldverschwendung“ kaputtreden, sollten wir besser dort ansetzen, wo es wirklich nötig ist: beim Abbau der Bürokratie oder dem Missbrauch von Fördermitteln.

Wir brauchen nun eine solide Finanzierung des Projekts. Wir wollen auf keinen Fall, dass andere bereits erfolgreiche EU-Jugendprogramme dafür beschnitten werden. Umso wichtiger ist es, dass wir die Unterstützung der Bahngesellschaften gewinnen. Gemeinsam mit den anderen Fraktionen im Europäischen Parlament und mit der EU-Kommission gilt es nun auszuloten, wie wir aus der Idee ein tragfähiges Konzept machen können.

Natürlich wird das Projekt nicht alle Probleme Europas lösen, aber die Herzen der Menschen können damit gewonnen werden. Ich bin davon überzeugt, dass das InterRail-Ticket zum 18. Geburtstag ein Leuchtturmprojekt werden kann, das eine gemeinsame europäische Identität näher bringt. Und im Gegensatz zu den Erasmus-Austauschprogrammen stünde dieses Programm allen jungen Leuten offen. Man muss weder Student noch berufstätig sein und man muss für einen zwei- bis dreiwöchigen Trip durch Europa auch nicht lange im Voraus planen.

Alles was man für InterRail braucht sind ein paar Wochen Zeit und viel Neugier. Das ist nicht viel aber es reicht aus, damit Europa am Ende wieder begeistert. Ich finde das ist Grund genug, um diese Idee ernsthaft anzupacken."

Ihr Kommentar
  • Am 16. Oktober 2016 um 21:00, von  mister-ede Als Antwort Gastbeitrag von Manfred Weber: Unterstütze InterRail-Vorschlag

    Vor ein, zwei Jahren habe ich den Vorschlag auch schon befürwortet, im Moment finde ich das Timing aber ziemlich unpassend.

    Während die Eurozone wirtschaftlich nicht auf die Beine kommt, das Massensterben an den Außengrenzen weitergeht und GB nicht mehr mit „Großbritannien“, sondern mit „Good bye!“ übersetzt wird, sollte es aus meiner Sicht gerade für die Fraktionsvorsitzenden im Europaparlament wichtigere Themen zu diskutieren geben als über ein Interrail-Ticket.

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