Iran vs. Saudi-Arabien - Der Kampf um die Vorherrschaft

, von  Atahan Demirel

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Iran vs. Saudi-Arabien - Der Kampf um die Vorherrschaft
Der Golf von Persien trennt Iran und Saudi-Arabien geografisch. Foto: NASA’s Marshall Space Flight Center / Flickr / Attribution-NonCommercial 2.0 Generic (CC BY-NC 2.0)

Saudi-Arabien hat nach eigenen Angaben an seiner Südgrenze eine von Jemens Huthi-Rebellen abgefeuerte ballistische Rakete abgefangen. Der Nachrichtenkanal Al-Arabija zitierte am Freitag einen hohen saudischen Militärsprecher, diese habe die saudische Stadt Nadschran zum Ziel gehabt. Der militärische Akt beweise erneut, dass Irans Regime die schiitischen Huthi-Rebellen unterstütze. Die Rakete sei auf eine Militärbasis abgefeuert worden, meldete der von den Huthis kontrollierte TV-Sender Al-Masirah. Saudi-Arabien hatte zuletzt mehrfach aus dem Jemen abgefeuerte Raketen abgefangen, unter anderem in der Nähe der Hauptstadt Riad. Auch die USA sehen den schiitischen Iran hinter diesen Angriffen. Die Huthis kontrollieren große Teile des Jemens. Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition fliegt seit fast drei Jahren Luftangriffe gegen die Rebellen. Damit unterstützt das Bündnis die international anerkannte Regierung. Das sunnitische Saudi-Arabien will mit dem Einsatz den Einfluss des Irans stoppen.

Der Kalte Krieg - Grund für die europäische Flüchtlingskrise?

In Wirklichkeit besteht seit drei Jahrzehnten ein kalter Krieg zwischen der Islamischen Republik und dem Königreich. Dieser Krieg hat mehrere Ursachen, etwa die Aussicht auf die politische Vorherrschaft in der Region, religiöse Unterschiede und wirtschaftliche Aspekte. Fakt ist, die Streitigkeiten betreffen nicht nur den Orient, sondern auch Europa. Iran und Saudi-Arabien tragen ihren Krieg sowohl im Jemen, als auch in Syrien aus. In Syrien unterstützte Saudi-Arabien die IS-Terrormiliz, die den verbündeten von Iran, Bashar al Assad, stürzen wollte. Der Bürgerkrieg in Syrien hat zu einer massiven Flüchtlingswelle nach Europa geführt. Die Bewältigung der Flüchtlingskrise hat die EU vor eine heftige Herausforderung gestellt, die noch immer nicht gemeistert wurde.

Dabei waren die Beziehungen zwischen den Regionalmächten zu Zeiten des persischen Schahs 1925-1979 durchaus vielversprechend. Damals galten die islamischen Staaten als Verbündete, sie einte das Misstrauen gegen den arabischen Nationalismus von Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser und die Kritik an der Baath-Ideologie von Iraks Diktator Saddam Hussein. Jedoch verschlechterte sich die politische Zusammenarbeit zunehmend nach dem Fall von Reza Pahlevi. Die Beziehungen verschlechterten sich weiterhin mit der saudischen 25 Milliarden Dollar Hilfe an Saddam Hussein beim ersten Golfkrieg 1980 bis 1988. Dieser Krieg kostete einer halben Millionen Iranern das Leben. Heute hat der arabische Disput mit der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Scheichs Nimr al Nimr in Riad ihren Höhepunkt erreicht.

Religion - Ursache des Krieges?

Bei der Auseinandersetzung der islamischen Länder spielt Religion eine große Rolle. Sowohl der Golfstaat, als auch der Mullah Staat wollen ihre Stellung als bedeutungsvollere Regionalmacht durchsetzen. Dabei wollen sie die Hoheit über die Muslime im nahen Osten für sich gewinnen. Die sunnitisch geprägte Golfmonarchie macht sich sorgen über die Entwicklung des schiitischen Irans. Nach der islamischen Revolution 1979 und dem Aufstieg Khomeini konzentriert sich die iranische Außenpolitik auf die Stärkung der Schiiten im nahen Osten. Im arabischen Raum ist der jeweilige Anteil der Schiiten sehr unterschiedlich. In Saudi-Arabien mit zehn Prozent, in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 15 Prozent und in Kuwait mit 30 Prozent sind sie in der Minderheit. Doch im Irak mit 60 Prozent und in Bahrain mit 70 Prozent sind sie in der Mehrheit. Dennoch soll der bahrainische sunnitische Königs Hamad bin Isa Al Chalifa die Schiiten in seinem Land unterdrücken. Ihm wird vorgeworfen gezielt Sunniten aus Asien in das Land zu holen. Bei den Protesten im Februar 2011 forderten die Demonstranten das Abdanken des Königs.

Unruhe bereitet auch das Atomprogramm Irans zu zivilen Zwecken. Das iranische Kernkraftwerk in Bushehr befindet sich am persischen Golf und hätte bei einem Unfall unmittelbare Auswirkungen auf die Umweltlage von Saudi-Arabien. Genauso wie Tschernobyl beruht auch Bushehr auf russischer Technologie.

Darüberhinaus verschärfte sich die Rivalität durch die Abschaffung der Sanktionen des persischen Landes. Die großen Öl- und Erdgasvorkommen im Iran könnten die Abhängigkeit der Industrienationen von saudischem Öl verringern. Außerdem könnte Iran den Erdölpreis senken, da diese ihre Ressourcen ausschöpfen wollen.

Kann die EU den Krieg beenden?

Der saudischen Monarchie bereitet diese Lage großes Unbehagen und nach dem schwedischen Forschungsinstitut Sipri importierte das Land von 2011 bis 2015 sieben Prozent aller Waffen auf dem Weltmarkthandel. Gefolgt von Indien lag Saudi-Arabien somit auf Platz zwei. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien wurden demgegenüber von Platz vier bis sieben auf der Liste der Hauptexporteure gelistet.

Der syrische Bürgerkrieg hat 300.000 Opfer gefordert und die Bombenschläge gegen die Huthi-Rebellen im Jemen hat das Land in eine humanitäre Krise versetzt. Um Frieden im nahen Osten zu schaffen, muss die diplomatische Eiszeit zwischen dem Iran und Saudi-Arabien eine Ende finden. Die Europäische Union könnte bei dem Aufbau von politischen Dialogen eine Schlüsselrolle spielen, da sie zu beiden Ländern diplomatische Beziehungen hegen. Gleichzeitig sollten Waffenexporte in den nahen Osten verboten werden. Denn eine zweite Flüchtlingskrise wäre für die EU fatal.

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