Die EU-Kommission hat ihre Pläne gerechtfertigt, das geplante Verbot von Roaming-Gebühren auf 90 Tage im Jahr zu beschränken. “Damit wollen wir Missbrauch verhindern”, sagte eine Kommissionssprecherin in Brüssel. Mobilfunkanbietern stehe es überdies frei, ihren Kunden auch längere Zeiträume anzubieten, in denen sie fürs Telefonieren und Surfen im Internet im europäischen Ausland keine Zusatzgebühren berechnen.
“Wenn jemand eine SIM-Karte in einem EU-Mitgliedsstaat kauft und damit die ganze Zeit in seinem Heimatland telefoniert, dann ist das Missbrauch”, erläuterte die Sprecherin. Die Idee, die Roaming-Gebühren abzuschaffen, sei besonders für Reisende in der EU gedacht, und die überwältigende Mehrheit der Europäer reise weniger als 90 Tage im Jahr.
Kritik an dem Kommissionsvorschlag äußerte Michel Reimon, netzpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament: “Ein gemeinsames Europa darf nicht bei der Telefonrechnung enden.” 90 Tage Roaming im Jahr seien “eine Farce” und eine vergebene Chance, ein gemeinsames Europa weiter voranzutreiben. “Einen gemeinsamen digitalen Binnenmarkt im Interesse der Bürger wird es so nicht geben”, kritisierte der Grünen-Politiker.
Roaming-Gebühren sollen nach den Plänen der EU ab Mitte Juni 2017 ganz entfallen – von zeitlichen Einschränkungen war bislang nicht die Rede. Die 90-Tage-Regelung war am Montag bekannt geworden, als die EU-Kommission den Entwurf für die Umsetzung vorgestellt hatte. Ihre Pläne muss die Kommission noch mit den Mitgliedstaaten abstimmen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserem Medienpartner EurActiv.de.
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