2015 war nicht das Jahr des Jean-Claude Juncker: Krisen erschütterten Europa in seinen Grundfesten. Auch hat die neu gewonnene demokratische Legitimität den Job des Kommissionspräsidenten weder einfacher noch prestigeträchtiger gemacht. In wichtigen Kernfragen beanspruchten die nationalen Staatenlenker im Europäischen Rat immer noch für sich allein das Recht, die Probleme Europas (nicht) zu lösen.
„Wer Schengen killt, wird den Binnenmarkt zu Grabe tragen. Es geht nicht, dass einige Länder sagen: Wir nehmen keine Flüchtlinge bei uns auf.“ {}
Jean-Claude Juncker, 15.01.2016
Trotz oder gerade wegen der Krisen, die 2016 zu einem Schicksalsjahr für die EU machen, wird Juncker eine Schlüsselrolle spielen - entweder im Triumph oder Scheitern Europas, das man ihm zweifelsohne ankreiden wird. Junckers Initiativen wie der Investitionsfonds, die Flüchtlingsverteilung oder der Schengen-Grenzschutz stehen nun vor dem Praxistest.
Neben Euro- und Brexitkrise muss die Kommission auch auf die Rechtsstaatlichkeit in Polen und Ungarn achten und wird für eine Rückkehr zur Schengen-Normalität Druck aufbauen müssen. Dabei darf es Juncker sich aber nicht mit den Regierungschefs verscherzen, auf deren Unterstützung er im Europäischen Rat angewiesen sein wird. 2016 wird zeigen, ob der hoch dekorierte Politveteran auf seine alten Tage noch ein paar politische Zaubertricks in petto hat.
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