Präsidentschaftswahl in Österreich: FPÖ siegt - Volksparteien stürzen ab

, von  Marcel Wollscheid

Präsidentschaftswahl in Österreich: FPÖ siegt - Volksparteien stürzen ab
FPÖ-Wahlkampf vor der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl in Österreich. © "Intensivtäteraggressor" / Link/ CC-BY-NC-ND 2.0 Lizenz

Der Kandidat der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Norbert Hofer, hat den ersten Wahlgang der österreichischen Präsidentschaftswahl überraschend deutlich gewonnen. Die Volksparteien ÖVP und SPÖ erleben ein Debakel. treffpunkteuropa.de präsentiert Ergebnisse und Stimmen zum Wahlabend.

Das Ergebnis

Der FPÖ-Kandidat Hofer erreichte in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl laut vorläufigem Endergebnis mit 35,3 Prozent die meisten Stimmen. Der Grüne Alexander van der Bellen - der in Vorwahlumfragen noch als Favorit auf den Wahlsieg galt - landete mit 21,3 Prozent auf Platz zwei. Hofer und van der Bellen werden damit zur Stichwahl um die Präsidentschaft am 22. Mai antreten.

Erstmals in der Geschichte der österreichischen Republik seit 1945 schafften es weder ein sozialdemokratischer SPÖ- noch ein christdemokratischer ÖVP-Kandidat in die Stichwahl zum Bundespräsidenten. Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) landeten mit jeweils elf Prozent der Stimmen abgeschlagen noch hinter der drittplatzierten NEOS-Kandidatin Irmgard Griss (19 Prozent).

Die Reaktionen in Österreich

Die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ schreibt am Tag nach dem Wahlabend von einem „Erdrutschsieg“ und „historischen Erfolg“ für den FPÖ-Kandidaten Hofer. Die Volksparteien SPÖ und ÖVP hätten dagegen ein „Debakel“ erlebt.

„Die Presse“ bildet auf ihrer Titelseite die Wahlergebnisse aufgeschlüsselt nach Gemeinden in Österreich ab. Es zeigt sich ein flächendeckend blau - die Parteifarbe der FPÖ - eingefärbtes Österreich, indem Hofer tatsächlich in der großen Mehrheit der Gemeinden als stimmenstärkster Kandidat abschnit. Die Zeitung beschreibt den ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 2016 deshalb als den „Tag, an dem Österreich blau wurde“. Das Blatt kommentiert weiter: „Die Wahrheit für SPÖ und ÖVP lautet schlicht: Eure Zeit ist vorbei.“

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Presseschau: Titelseiten österreichischer Tageszeitungen am 25.04.2016 / Quelle: www.kiosk.at

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Die Boulevard-Zeitung „Krone“ betitelt den Sieg Hofers in ihrem Aufmacher nach dem Wahltag feierlich: „Österreicher wählten die Veränderung“.

Die Reaktionen in Deutschland

Die deutschen Zeitungen sprechen mehrheitlich von einem „Rechtsruck“ in Österreich mit Konsequenzen und Lehren für den gesamten Kontinent. Herbert Vystika (EurActiv) sieht im FPÖ-Erfolg ein „Warnsignal für die EU“. Wieder einmal hätte mit der FPÖ eine rechts- und nationalpopulistische Partei mit Angst vor dem Islam und Kritik an der Flüchtlingspolitik sowie an der EU insgesamt gepunktet. Der Erfolg des FPÖ-Kandidaten sei daher in einem gesamteuropäischen Trend kein gutes Omen für die kommende Abstimmung über den „Brexit“.

Willi Reiners kommentiert für die "Stuttgarter Nachrichten„:“Die Wahl in Österreich zeigt, wie Große Koalitionen den Rechten auf Dauer in die Hände spielen können. Sie verstärken die Unzufriedenheit der Wähler mit einer politischen Klasse, die sich vor den Sorgen und Nöten der Menschen abzuschotten scheint. "

Politiker von SPD und Die Linke in Deutschland zeigten sich angesichts des FPÖ-Triumphes entsetzt. Der stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Ralf Stegner schrieb auf Twitter: „Es ist eine Schande, dass ein Rechtspopulist den 1. Wahlgang der Bundespräsidentenwahl in Österreich gewonnen hat.“ Bernd Riexinger, Parteivorsitzender der Linken, sieht im FPÖ-Erfolg auch eine Lehre für die etablierten Parteien in Deutschland: „Und wieder ein Warnschuss: wer rechtspopulistische Forderungen umsetzt, stärkt das rassistische Original und befeuert soziale Spaltung“, twitterte Riexinger.

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